Feuchtwanger,
Franz ?
*
6.6.1908 München +
V: Max, Rechtsanwalt (abs. 1891/92), s.d.
abs.
1927
(JB WG)
Franz Feuchtwanger
(* 6. Juni 1908 in München; † 1. Februar 1991 Mexiko-Stadt) war ein deutscher
Kunsthistoriker und politischer Funktionär der KPD.
Feuchtwanger war
ein Sohn des Rechtsanwalts Max Feuchtwanger. Zu seinen Verwandten gehörte der
Schriftsteller Lion Feuchtwanger. Obwohl aus bürgerlich-monarchistischem
Elternhaus stammend fand Feuchtwanger bereits während seiner Schulzeit am
Münchener Wilhelmsgymnasium Kontakte zur Kommunistischen Partei Deutschlands
(KPD). Im Juli 1925 trat Feuchtwanger in den Kommunistischen Jugendverband
Deutschlands (KJVD) ein. 1927 begann Feuchtwanger mit dem Studium der Rechts-
und Wirtschaftswissenschaften in München. 1928 kam er in Kontakt mit Hans
Kippenberger, der ihn als Mitarbeiter in den Antimilitaristischen Apparat
(AM-Apparat), den Nachrichtendienst der KPD, holte. Eine seiner ersten Aufgaben
war die Reorganisation des Abwehrapparate der Partei in München. Ebenfalls 1928
wurde Feuchtwanger in die Bezirksleitung Südbayern der KPD aufgenommen, in der
er von Juni bis Oktober 1928 die Funktion eines Polleiters bekleidete. Ende
1928 übersiedelte Feuchtwanger nach Berlin, wo er Mitarbeiter der Zentrale des
AM-Apparates im Dachgeschoss des Karl-Liebknecht-Hauses wurde. Während einer
Reise nach München wurde er 1929 während der Teilnahme an einer illegalen
Funktionärssitzung des Rotfrontkämpferbundes verhaftet und von der Münchener
Universität relegiert. Anschließend ging er endgültig nach Berlin, wo er
weiterhin im AM-Apparat tätig war. Ende April 1930 wurde Feuchtwanger vom
Reichsgericht wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer fünfzehnmonatigen
Festungshaft verurteilt, die er auf der Festung Landsberg verbrachte. Im
Spätsommer 1931 kehrte er nach Berlin zurück, wo er Ende 1932 seine
volkswirtschaftlichen Examina bestand. 1932 wurde Feuchtwanger hauptamtlicher
Funktionär des AM-Apparates und Leiter des SPD-Ressorts desselben.
Nach dem
Machtantritt der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 floh Feuchtwanger ins
Ausland: Im Spätherbst 1933 wurde er nach Moskau geschickt, wo er an einem
M-Lehrgang teilnahm. 1934 wurde er über Wien und Zürich zur illegalen Arbeit
nach Deutschland geschickt. Anlässlich der parteiinternen
Richtungsstreitigkeiten Ende 1934 wurde Feuchtwanger als Anhänger der
Schubert-Schulte-Fraktion auf Betreiben von Walter Ulbricht unter dem Vorwurf,
in Umtriebe gegen die Parteilinie verwickelt gewesen zu sein, diszipliniert.
Eine erneute Reise nach Moskau wurde ihm daher unmöglich gemacht. Im Jahr 1935
wurde der AM-Apparat aufgelöst. Im August 1936 wurde ihm sein Parteiausschluss
mitgeteilt. Während einer Reise nach Amsterdam wurde er im April 1935 verhaftet
und nach Belgien ausgewiesen. Im weiteren Verlauf der 1930er Jahre lebte er in
Prag, wo er Anschluss an die linkssozialistische Gruppe Neu
Beginnen fand. 1938 übersiedelte Feuchtwanger nach Paris. Im September 1939
wurde er anlässlich des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs interniert. Von den
nationalsozialistischen Polizeiorganen war Feuchtwanger derweil nach seiner
Emigration als Staatsfeind eingestuft worden: Im Frühjahr 1940 setzte das Reichssicherheitshauptamt
in Berlin ihn auf die Sonderfahndungsliste G.B., ein Verzeichnis von Personen,
die im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Inseln
durch die Wehrmacht von den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der
SS mit besonderer Priorität ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten.
Im Juni/Juli 1940
flüchtete Feuchtwanger angesichts der deutschen Besetzung Frankreichs in die
unbesetzte Zone des Landes, von wo er über Spanien nach Portugal gelangte. Von
dort konnte er eine Schiffspassage nach Kuba erlangen, von wo er im September
1941 nach Mexiko übersiedelte. Dort engagierte er sich in der Liga Pro Cultru Alemana (bis er sich 1943
endgültig von der Politik abwandte) und befasste sich bis ins hohe Alter mit präcortesianischer Archäologie.
1981
veröffentlichte Feuchtwanger in der Zeitschrift IWK seine Erinnerungen an den
Antimilitaristischen Apparat der KPD in den Jahren 1928 bis 1936.
W:
"Der Militärpolitische
Apparat der KPD in den Jahren 1928-1935. Erinnerungen", in: IWK 17
(1981), S. 485-533
Kunst im alten
Mexiko, 1960 (zusammen mit Irmgard Groth Kiball)
Cerámica olmeca, 1989
(wikipedia)
Franz
Feuchtwanger, geboren am 6.61908 in München. Eltern: Dr. jur. Max Shemaja
Feuchtwanger, Justizrat (* 7.12.1873, + 7.7.1937 München), und Nina, geb.
Lippmann (* 20.4.1888 Straubing). Franz Feuchtwanger wurde Kunsthistoriker und
lebte 1981 in Mexiko.
(Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945. Bd.
1 München 2003, 338)