Feuchtwanger,
Ludwig (Rechtsanwalt,
Verlagsleiter)
*
28.11.1885 München +
V: Fabrikant
abs.
1904
Brüder am WG: Lion, abs. 1903, s.d.
Martin (1. 1896/97 – 3. 1898/99)
(JB WG)
Ludwig
Feuchtwanger (* 28. November 1885 in München; † 14. Juli 1947 in Winchester, England) war ein deutscher Jurist, Lektor und
Autor.
Die jüdische
Stammfamilie wurde 1555 infolge eines Pogroms aus der mittelfränkischen Stadt
Feuchtwangen vertrieben. Der Stamm teilte sich in vier Zweige auf: Ein
Familienzweig ließ sich zunächst in Fürth nieder und nahm den Nachnamen
Feuchtwanger an. Aus diesem Fürther Zweig ging der
Goldschmied, Seifensieder und Kaufmann Elkan Feuchtwanger (1823–1902) hervor.
Er gründete in Haidhausen eine Margarinefabrik, die sein Sohn Sigmund Aaron
Meir Feuchtwanger (1854–1916) übernahm und geschäftlich leitete. Sigmund
Feuchtwanger und Johanna Bodenheimer (1864–1926)
heirateten im Jahr 1883. Sie hatten neun Kinder und waren die Eltern von Ludwig
Feuchtwanger sowie seiner Brüder Lion Feuchtwanger und Martin Feuchtwanger.
Ludwig
Feuchtwanger absolvierte 1904 das Abitur am Wilhelmsgymnasium München und
studierte Rechts- und Staatswissenschaften. 1908 wurde er zum Dr. phil.
bei Gustav von Schmoller in Berlin promoviert. Danach
war Feuchtwanger als Rechtsanwalt in München tätig.
Von 1915 bis 1933
arbeitete Feuchtwanger als Lektor des Verlages Duncker & Humblot. Während
seines Lektorats konnte Carl Schmitt erstmals in dem Verlag veröffentlichen.
Der fast zwanzig Jahre umfassende Briefwechsel zwischen Lektor und Autor liegt
in einer Veröffentlichung seit 2007 vor. Er veröffentlichte jüdische Studien
und Beiträge zur Judaistik. Nach der Machtübernahme durch die
Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 verlor Feuchtwanger sein Lektorat.
Dennoch suchte er Schmitts Unterstützung bei der Idee eines jüdischen
Beauftragten für die in Deutschland verbliebenen Juden.
Gemeinsam mit
Eugen Schmidt war Feuchtwanger auch in der Schriftleitung der Bayerischen
Israelitischen Gemeindezeitung tätig: Sie wurde von Februar 1925 bis zur
Zwangseinstellung im Dezember 1937 vom Verband Bayerischer Israelitischer
Gemeinden herausgegeben. Die Zeitung versuchte − wie vergleichbare
Publikationen − die seit Mitte des 19. Jahrhunderts vorherrschenden
Säkularisationstendenzen im Judentum durch eine gezielte Informationspolitik zu
beeinflussen.
In den Jahren von
1936 bis 1939 war Feuchtwanger außerdem Leiter des Jüdischen Lehrhauses in
München sowie ein Mitglied der Mittelstelle für Erwachsenenbildung. 1938 wurde
er von den Nationalsozialisten verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau
gebracht. 1939 gelang Ludwig Feuchtwanger mit seiner Familie die Emigration
nach Winchester in England. Dort lebten sie in
bescheidenen Verhältnissen. Da Ludwig im Januar 1945 einen Job als Berater und
Übersetzer in der britischen Armee annahm, reiste er zurück nach Frankreich und
Deutschland. Von seinen Erfahrungen im Umgang mit den Deutschen unmittelbar
nach Ende des Zweiten Weltkriegs - insbesondere von deren stetiger Beteuerung,
"von nichts gewusst zu haben" - zeugen seine Briefe an Bruder Lion.
Ludwig
Feuchtwangers Sohn ist der Historiker Edgar Feuchtwanger.
W:
Die Bezahlung des
wissenschaftlichen Schriftstellers. Gutachten im Auftrag des Vereins für Socialpolitik.
Duncker & Humblot, München 1922
Festgabe. 50 Jahre
Hauptsynagoge München. 1887-1937.
Gemeinsam herausgegeben mit Leo Baerwald im Auftrag
der Israelitischen Kultusgemeinde München. Eigenverlag, München 1937
Gesammelte
Aufsätze zur jüdischen Geschichte.
Herausgegeben von Rolf Rieß. Duncker & Humblot, Berlin 2003
Carl Schmitt/Ludwig Feuchtwanger. Briefwechsel
1918–1935. Herausgegeben von Rolf Rieß. Mit einem Vorwort von Edgar
Feuchtwanger. Duncker & Humblot, Berlin 2007
(Wikipedia)