Hirschberg, Max (Rechtsanwalt)
* 13.11.1883
München +
V: Kaufmann
abs. 1902
Bruder am WG: Stephan, abs. 1906, s.d.
(JB WG
Max Hirschberg (*
13. November 1883 in München; † 21. Juni 1964 in New York, NY) war ein
deutscher Rechtsanwalt jüdischer Abstammung. In der Weimarer Republik wurde er
durch zwei politische Prozesse bekannt, in denen er als Strafverteidiger
auftrat. Von ihm stammt auch eine bedeutende Kategorisierung von Fehlerquellen
der Rechtsprechung („Genealogie der Rechtsprechung“).
Hirschberg wurde
als Sohn eines Kommerzienrats geboren. Nach dem Abitur 1902 am
Wilhelmsgymnasium München diente er zunächst ein Jahr lang als Freiwilliger bei
der Artillerie. Im Anschluss daran studierte er in München, Berlin und Leipzig
Jura. 1910 legte er sein Zweites Staatsexamen ab und erhielt 1911 seine Zulassung
zum Rechtsanwalt. Er war zunächst in Traunstein tätig, später ließ er sich in
München nieder. 1914 wurde er zum im 7. Bayerischen Feldartillerie-Regiment
„Prinzregent Luitpold“ eingezogen.
Max Hirschberg
verteidigte Anfang der 1920er Jahre Felix Fechenbach, den Sekretär des
ermordeten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner. Fechenbach war 1922
wegen der Weitergabe von Dokumenten zur Kriegsschuld des Deutschen Reichs zu
elf Jahren Zuchthaus wegen Landesverrats verurteilt worden. Nach zweijährigem
Prozess vor dem Münchener Volksgericht wurde er 1924 von der bayerischen
Landesregierung begnadigt und freigelassen, nicht zuletzt deshalb, weil
Hirschberg in einer landesweiten Kampagne massiven öffentlichen Druck erzeugt
hatte.
Im so genannten
Dolchstoßprozess verteidigte Hirschberg 1925 Martin Gruber, den Redakteur der
sozialdemokratischen Tageszeitung Münchener Post. Gruber wurde der
Pressebeleidigung bezichtigt, nachdem er die Legende vom Dolchstoß als
Geschichtsfälschung gebrandmarkt hatte.
Die Verteidigung
politischer Verfolgter brachte ihn vor den Ehrengerichtshof, wegen der Aussage
"Standgerichte sind Schandgerichte", die er ausführlich begründete.
Schließlich wurde er nach einem langen Verfahren freigesprochen. Hirschberg
hatte eine Anwaltsgesellschaft mit Philipp Loewenfeld[1],
Ludwig Regensteiner und Elisabeth Kohn.
Als engagierter
Gegner Hitlers wurde Hirschberg im März 1933 in mehr als fünfmonatige
„Schutzhaft“ genommen. 1934 floh er mit Frau Bessie und Sohn Erich zunächst
nach Mailand und arbeitete dort bei einem italienischen Anwalt. 1938 wurde er
vom Deutschen Reich ausgebürgert, 1939 entzog ihm die Münchener Universität den
Doktorgrad. Im März 1939 emigrierte er nach New York.
W:
Das Fehlurteil im
Strafprozess: Zur Pathologie der Rechtsprechung. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag, 1960
Jude und Demokrat:
Erinnerungen eines Münchener Rechtsanwalts 1883 bis 1939. München 1998
"Das
amerikanische und deutsche Strafverfahren in rechtsvergleichender Sicht" von Dr.Max Hirschberg....(Herausgegeben von Senatspräsident Prof. Dr.
Heinitz und Prof. Dr. Kielwein, Redaktion: Dr. Ulrich, Verlag Luchterhand Band
6 Strafrecht-Strafverfahren-Kriminologie 1963)
(Wikipedia)
1)
1906 Absolvent des Wilhelmsgymnasiums, s.d.