Löwenstein, Karl (Jurist)
* 9.11.1891
München +
V: Fabrikbesitzer
abs. 1910
Brüder am WG: Alfred, 1906, s.d.
Robert
(1. 1906/07 - 6. 1911/12)
(JB WG 1909/10)
Karl Loewenstein,
auch: Karl Löwenstein (* 9. November 1891 in München; † 10. Juli 1973 in
Heidelberg) war ein deutscher Staats- und Verfassungsrechtler und Politologe,
der später die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten annahm. Er galt als
einer der profiliertesten Vertreter des Öffentlichen Rechts, der auch für die
Politikwissenschaft von Bedeutung ist.
Der Sohn des
Fabrikanten Otto Löwenstein und der Mathilde, geb. Oppenheimer studierte nach
dem Abitur 1910 am Wilhelmsgymnasium München Jura in Paris, Heidelberg, Berlin
und München, wo er 1922 auch promovierte. Im Ersten Weltkrieg war er bis 1919
für das Kriegswucheramt in Bayern tätig. Danach arbeitete er als Anwalt und
trat der Deutschen Demokratischen Partei bei. 1931 wurde er habilitiert und
Privatdozent an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Münchener
Universität.
Durch den
nationalsozialistischen Kultusminister Hans Schemm wurde Löwenstein am 11.
Oktober 1933 aus dem Staatsdienst entfernt, weil Staatslehre und Staatsrecht im
nationalsozialistischen Staat von einem Nichtarier nicht gelehrt werden können
und flüchtete in die USA. Seine Dissertationsschrift wurde 1936 auf die Liste
des schädlichen und unerwünschten Schrifttums gesetzt, der Doktortitel wurde
ihm 1941 entzogen.
Von 1934 bis 1936
arbeitete er (nunmehr Loewenstein) an der Yale University in New Haven
(Connecticut) und ging anschließend zum Amherst College nach Massachusetts.
Zwischen 1942 und 1944 war er als Berater für den amerikanischen
Generalstaatsanwalt tätig. In dieser Funktion war er mit Fragen der
Staatsschutzgesetzgebung der amerikanischen Staaten betraut.
Nach dem Zweiten
Weltkrieg kehrte er kurzzeitig als US-amerikanischer juristischer Berater im
Alliierten Kontrollrat nach Deutschland zurück. Im September 1945 veranlasste
er die Verhaftung von Carl Schmitt und die Beschlagnahme seiner Bibliothek.
1946 hielt er eine Gastvorlesung in der Münchener Universität. 1956 erhielt er
in München als Wiedergutmachung für die Vertreibung aus Deutschland eine
Professur für Politische Wissenschaften und Rechtspolitik - unter der
Bedingung, dass er sich für das laufende Wintersemester beurlauben ließe und
gleich anschließend seine Emeritierung einreichte. Das
Wiedergutmachungsverfahren war belastet von Konflikten zwischen dem Emigranten
und einigen aus der Zeit des Nationalsozialismus stark belasteten Mitgliedern
des Lehrkörpers.
Nach der
Emeritierung luden ihn Universitäten in Berlin, Kyoto, Mexiko-Stadt und Basel
zu Gastprofessuren ein. Bei der Feier des Goldenen Doktorjubiläums, das die
Universität München eigenmächtig auf das Jahr 1969 vorverlegt hatte, wurde der
Titelentzug von 1941 verschwiegen, weil den Mitgliedern der Juristischen
Fakultät „zum ehrlichen Umgang mit der jüngsten Geschichte der Mut fehlte“.
Karl Loewenstein
schrieb zeit seines Lebens an einem vergleichenden Verfassungsrecht, das er
1959 als Werk unter dem Namen Verfassungslehre (im Original: Political Power
and the Governmental Process) veröffentlichte…
Karl Loewenstein
beeinflusste maßgeblich die Parlamentarismusdebatte im Nachkriegsdeutschland
mit seiner an Max Weber orientierten Verfassungs- und
Parlamentarismusforschung, sowie der Auseinandersetzung mit dem pebliszitären
Führerstaat. Er galt als einer der großen Kenner des ausländischen
Verfassungsrechts. Nebenbei veröffentlichte er Studien zur englischen sowie
US-amerikanischen Verfassungsgeschichte und Struktur bzw. entfaltete die
Dialektik von Institutionen und der Ideologie.
W:
Erscheinungsformen
der Verfassungsänderung, Habil.-Schrift,
Univ. München 1931
Verfassungslehre (1959)
Verfassungsrecht
und Verfassungspraxis der Vereinigten Staaten
(1959)
Staatsrecht und
Staatspraxis Großbritanniens
(1967, in zwei Bänden).
(Wikipedia)