Oberndörffer, Ernst (Oberstabsarzt)
* 15.4.1876 München +
V: Privatier
abs. 1895
(JB WG)
Dr. Ernst
Oberndörfer wurde am 5. April 1876 in München geboren. Er widmete sich mit
Begeisterung dem Studium der Medizin und Naturwissenschaften. Sein
Bildungsdrang führte ihn zu einem tiefen Eindringen in die Kunst, Literatur und
Musik. Im dritten Semester diente er sein erstes Halbjahr beim Bayerischen 3.
Feld-Artillerie-Regiment in München, um nach Beendigung seiner Studien das
zweite Halbjahr seines Militärdienstes in München und Neu-Ulm zu vollenden.
Nach einer sorgfältigen Ausbildung am Moabiter Krankenhaus ließ er sich in
Berlin als Arzt für innere und Nervenkrankheiten nieder und erwarb sich bald
eine ausgedehnte Praxis. Seine schriftstellerische Begabung veranlaßte die
"Deutsche Medizinische Wochenschrift", ihn zum ständigen
Redaktionsmitglied zu erwerben. Daneben fand er noch Muße, die Klinische
Terminologie von Roth neu zu bearbeiten.
Bei Ausbruch des
Krieges kam er sofort nach dem westlichen Feldlager und war dor mehr als ein
Jahr tätig, erst als Oberarzt, später als Stabsarzt. Bald wurde ihm das Eiserne
Kreuz II. Klasse und der bayerische Militärverdienstorden verliehen. Lange
hielt es nicht im Stellungskriege; im Sommer 1915 meldete er sich zur
türkischen Armee. In Konstantinopel wurde General-Feldmarschall v. d. Goltz auf
die ungewöhnliche Persönlichkeit aufmerksam, und Dr. Ernst Oberdörffer wurde
als Arzt dem Stabe des General-Feldmarschalls zur Reise nach Bagdad zugeteilt.
In Bagdad er richtete er neben seiner Tätigkeit im Stabe ein Lazarett nach
deutschem Muster, auf das er besonders stolz war. Als Zeichen äußerer
Anerkennung wurde Ernst Oberndörffer zum Sanitätsmajor befördert und bekam den
Eisernen Halbmond verliehen. Am 10. März starb er in Bagdad am Flecktyphus,
"ein Opfer unermüdlichster, treuester Pflichterfüllung als Held fürs
Vaterland", wie General-Feldmarschall v. d. Goltz in seinem Nachrufe in
der Kreuzzeitung sagt. Am 11. März 1916 wurde die letzte Hülle des Verstorbenen
auf dem jüdischen Friedhofe in Bagdad beerdigt.
(Unseren
gefallenen Kameraden – Gedenkbuch für die im Weltkrieg gefallenen Münchener
Juden. Herausgegeben von der Ortsgruppe München des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten. München 1929, S. 80)