Perles, Max (Augenarzt)
* 8.4.1867
Posen +
V: Rabbiner in München
abs. 1884
Bruder am WG: Felix, abs. 1892, s.d.
(JB WG)
"Max Perles, geboren zu Posen den 8. April 1867 als der Sohn des
hochgeschätzten Predigers und verdienten Orientalisten Joseph Perles, der 1871
nach München berufen wurde (gestorben im März 1894) bezog 1994 die Universität
in München, bei der während seiner 4 ½ Studienjahre dauernd verblieb, löste
bereits als Student die von der Münchener medicinischen Facultät gestellte
Preisfrage "Ueber Solanin und Solanidin", auf Grund deren er 1889
summa cum laude promivirte; im Winter 1889/90 absolvirte er das ärztliche Staatsexamen
mit dem ersten Prädicat. Zur weiteren Ausbildung begab er sich im Frühjahr 1890
nach Berlin, arbeitete ½ Jahr lang bakteriologisch im Koch´schen Laboratorium,
trat im Herbst 1890 als Assistent in die Hirschberg´sche Augenklinik ein, bei
der er 3 Jahre verblieb. October 1893 begann er die nachfolgende Arbeit im
Berliner Pathologischen Institut. In Folge der schweren Erkrankung seines
Vaters nach München zurückberufen, liess er sich nach dessen Tod daselbst
nieder, arbeitete daneben im dortigen Pathologischen Institut eifrigst an der
Fortsetzung der in Berlin begonnenen experimentellen Studien und an der
Fortsetzung des von ihm erfundenen elektrischen Augenspiegels. Die
Hauptresultate seiner Forschungen gab er in 2, auf der Naturforscherversammlung
in Wien im September 1894 gehaltenen Vorträgen kund. Seine experimentellen
Studien zur Lehre von den Infectionskrankheiten des Auges begann er nunmehr zu
seiner Habilitationsschrift zusammenzufassen. Als eben seine Habilitation
bevorstand, ereilte ihn eine im Dienste der Wissenschaft acquirirte schwere
Erkrankung, der er nach weinigen Tagen am wo. October 1894 zum Opfer fiel, an
der Schwelle des ersten grösseren, wohlverdienten Erfolges. Von dem mit
hervorragenden Geistesgaben und mit ernstem, idealen Streben ausgestatteten
Forscher durfte die Wissenschaft reiche Förderung erwarten. Geradezu Staunen
erregte seine Allgemeinbildung und sein künstlerisches Verständniss; im näheren
Umgange mit ihm überraschte sein frischer Humor und seine seltene
Unterhaltungsgabe, die, frei von Oberflächlichkeit, eine reiche Gemüthstiefe
erkennen liess. Für die hohe Werthschätzung, deren er sich bei seinen Lehrern
erfreute, spricht u. A. der Umstand, dass der bekannte Münchener Ophtamologe,
v. Rothmund[1],
bei Eröffnung der klinischen Wintervorlesungen (7. November 1894) unter den
Verlusten, welche die Augenheilkunde erlitten, auch seines Lieblingsschülers
Perles gedachte, der im Dienste der Wissenschaft gestorben und dessen
Hinscheiden ihm sehr zu Herzen gegangen sei."
Die bisher veröffentlichten Arbeiten
sind:
Ueber Solanin und
Solanidin. Münchener Preisschrift. Dissert.
München 1889; auch abgedruckt im Arch. f. experiment. Path. XXVI. S. 87
Embolia partialis
retinae. Centralbl. F. Augenheilk. 1891. S.
235
Ueber Pigmentstaar
bei Diabetes mellitus. Ebenda. 1892. S.
170
Ueber
Allgemeininfection vom Auge aus.
Ebenda. S. 171
Ueber Heilung von
Stauungspapillen. Ebenda. 1893. S.
161
Beobachtungen über
perniciöse Anämie. Berl. klin.
Wochenschr. 1893. No. 40
(Immanuel Munk in: Archiv für
pathologische Anatomie und Physiologie und klinische Medizin. Bd. 140 (1895),
H. 2)
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1) August v. Rothmund (1830-1906), 1847 Absolvent
des WG