Picard, Max (Arzt)
* 28.6.1865
Wangen b. Konstanz +
V: Kaufmann, +
abs. 1885
(JB WG)
Dr. med. Maximilian Sigmund Picard, Internist und
Sanitätsrat a. D., geboren am 28.6.1865 in Wangen, Kr. Konstanz. Eltern:
Salomon Picard, Kaufmann in München, und Regina, geb. Schwab. Heirat am
27.11.1897 in München mit Paula, geb. Springer (* 15.7.1876 München, +
31.1.1954 München); 1 Sohn.
Maximilian Sigmund Picard erhielt seine ärztliche
Approbation im Jahr 1902. Bis zur zwangsweisen Aufhebung seiner Bestallung am
30.9.1938 betrieb Dr. Picard seine Praxis im Arco-Palais in der Theatinerstraße
7 (dort seit 1917).
Wegen einer Devisenangelegenheit wurde er am 21.3.1942 in
die Zollfahndungsstelle in der Barerstraße 4 zur Vernehmung vorgeladen. Während
der Vernehmung bat er austreten zu dürfen und injizierte sich Morphium. Er
konnte noch in den Vernehmungsraum zurückkehren, brach dort zusammen und wurde
in bewusstlosem Zustand in die Klinik an der Nussbaumstrasse eingeliefert, wo
er am 24. oder 25.3.1942 starb. Als angebliches Motiv findet sich in den Akten
der Vermerk „Schwermut“.
Maximilian Picards Ehefrau Paula wurde am 10.7.1942 im
Alter von 65 Jahren nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte die Shoa und
kehrte am 11.7.1945 nach München zurück. Hier ist sie am 31.1.1954 gestorben.
Sohn Rudolf Siegfried erhielt 1924 seine Approbation. Als Arzt für innere
Krankheiten übte er seine Praxis bis 1934 am Promenadeplatz 17 aus. Bis zum
Erlöschen seiner Bestallung als Arzt zum 30.9.1938 hatte er eine Praxis in der
Maximilianstraße 34. Danach war er als „Jüdischer Krankenbehandler“ zugelassen
und praktizierte im Jüdischen Krankenhaus in der Hermann-Schmid-Straße 7,
später (gemeinsam mit Dr. Albert Rosenthal, Dr. Karl Kupfer und Frau Dr.
Magdalena Schwarz)im gemeindeeigenen Haus in der Wagnerstraße 3. Rudolf
Siegfried Picard hatte noch vor dem Inkrafttreten der „Nürnberger Gesetze“
(September 1935) im Mai 1935 die Nichtjüdin Judith Martini geheiratet. Er
überlebte in München und starb hier am 9.12.1972.
(Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden
1933-1945. Bd. 2 München 2007, 253)