Rosenthal, Arthur (Mathematiker)
* 24.2.1887
Fürth +
V: Kaufmann München
abs. 1905
(JB WG)
Arthur Rosenthal
(* 24. Februar 1887 in Fürth; † 15. September 1959 in Lafayette (Indiana)) war
ein deutscher Mathematiker.
Rosenthal war der
Sohn eines Kaufmanns, wuchs in München auf und studierte nach dem Abitur am
Wilhelmsgymnasium München ab 1905 in München (Ludwig-Maximilians-Universität
München und Technische Hochschule München, u.a. bei Ferdinand Lindemann und
Arnold Sommerfeld) und an der Universität Göttingen. 1909 wurde er in München
promoviert („Untersuchungen über gleichflächige Polyeder“) und legte im selben
Jahr dort das Lehramtsexamen ab. Danach war er bis 1911 Assistent am
Mathematischen Institut der Technischen Hochschule München. 1912 habilitierte
er sich an der Universität München. Im Ersten Weltkrieg leistete er seinen
Militärdienst. 1920 wurde er in München außerordentlicher Professor. 1922 wurde
er planmäßiger außerordentlicher Professor und 1930 ordentlicher Professor an
der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er 1932/33 Dekan der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät war. Im Rahmen der
nationalsozialistischen Gesetze wurde ihm als Juden 1935 die Lehrbefugnis
entzogen, weshalb er zwangsemeritiert wurde und 1936 über die Niederlande ab
1939 in die USA emigrierte. 1940 wurde er Lecturer und Research Fellow an der
University of Michigan sowie 1943 Assistant Professor. Ab 1946 war er Associate
Professor an der University of New Mexico und ab 1947 bis zu seiner
Emeritierung 1957 Professor an der Purdue University in Lafayette. Erst 1954
wurde er in Heidelberg formell wieder eingesetzt.
Rosenthal befasste
sich vor allem mit Geometrie, hier besonders der Klassifikation gleichflächiger
Polyeder, dem Hilbertschen Axiomensystem der Geometrie und der Theorie reeller
Funktionen, u.a. zur Maßtheorie von Constantin Carathéodory. Für die
Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften bearbeitete er die in der
französischen Ausgabe von Émile Borel herausgegebenen Beiträge über reelle
Funktionen.
Gleichzeitig mit
Michel Plancherel bewies er 1913 die Unmöglichkeit der Existenz ergodischer
mechanischer Systeme, d. i. dynamischer Systeme, bei denen die Bahnkurve der
Lösung durch jeden Punkt des Phasenraums auf der Energiefläche verläuft.
Er war seit 1930
Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, wurde aber 1933-1945
nicht in den Mitgliederlisten geführt.
W:
Neuere
Untersuchungen über Funktionen reeller Veränderlicher, Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften, 1924
(mit H. Hahn:) Set Functions,
Albuquerque 1948
Introduction to
the theory of Measure and Integration,
Stillwater 1955
(Wikipedia)