Friedrich Thiersch
und der Neuhumanismus in Altbayern
Wahrheit und Legende
von
Dr. Rolf Selbmann und Peter Kefes
Bis zum heutigen Tag gilt Friedrich Thiersch (1784-1860) unbezweifelt als Begründer der Altphilologie in Bayern, als bayerische Ausgabe des großen Wilhelm von Humboldt, als "Praeceptor Bavariae" und als Vater der humanistischen Bildung in Bayern, so als sei dieses Land vor Thiersch tiefste Kulturprovinz gewesen.
Dieses Bild des sächsischen Altphilologen, wie es durch die Geschichtsbücher und Festreden geistert, ist freilich ein höchst einseitiges und zum größten Teil selbst verfertigtes. Woran liegt das? Thiersch ist es nicht nur gelungen, seine (kultur)politischen Gegner auszuschalten und mundtot zu machen oder sie moralisch zu diskreditieren. Entscheidender war vielmehr die simple Tatsache, daß Thiersch sie alle überlebt hat und aus dieser Überlebensperspektive seine eigene Biographie hat stilisieren können, ohne sich der Gefahr auszusetzen, durch das Gegenzeugnis von Zeitgenossen korrigiert zu werden. Noch die Forschungsarbeiten unseres Jahrhunderts tragen seine Handschrift, stammen sie doch entweder von seinen Schülern oder von seinen Nachkommen. So entstand das Bild eines selbstlosen, edelmütigen und nur seinen Studien lebenden Forschers, auf das man sich bis heute gerne beruft: Das Wilhelmsgymnasium verweist nicht ohne Stolz, daß es in der Thierschstraße angesiedelt ist, die Geschichte der Familie Thiersch rühmt nicht nur Thierschs wissenschaftliche Leistungen, sondern legitimiert ihr neues Altmüchnertum aus dem Zuzug des Sachsen. 1)
Soweit, so schlecht. Dem heutigen Betrachter, wenn er unvoreingenommen ist, kommt an dieser selbstgestrickten Vita einiges merkwürdig vor. Auch hier ist die Geschichte eine solche des Siegers, die Geschichtsschreibung hat sich wie so oft auf die Seite des Erfolgreichen geschlagen und die Erinnerung, daß vieles hätte anders verlaufen können, ausgelöscht.
Ein einziger Fall, der natürlich (so will
es der Brauch) mit dem Wilhelmsgymnasium zu tun hat, soll zeigen, wie es
war, wie es hätte werden können und wie es tatsächlich geworden
ist.
1. Der Hintergrund: Neuer Humanismus gegen alte Aufklärung
Mit seiner Berufung im Frühjahr 1809 ans königliche Gymnasium nach München mußte sich Friedrich Thiersch darüber im klaren sein, was ihn erwartete. Bayerns Bindung an Napoleon, die dem Staat gewaltige Gebietsgewinne und die politischen Rahmenbedingungen für die Reformen Montgelas' einbrachten, konnte Thiersch nur als Verrat der deutschen Sache an den Erbfeind begreifen. Während die Preußischen Reformen aus einer Niederlage gegen Frankreich resultierten und deshalb auch militärische sein mußten, sicherte sich Bayern im Schutz des Bündnisses mit Napoleon die Errungenschaften der Aufklärung und der Französischen Revolution und schuf in Verwaltung, Gesellschaft und Kultur einen modernen Staat, ohne auf militärische Erfordernisse Rücksicht nehmen zu müssen. Dem Protestanten Thiersch blieb auch verborgen, daß das katholische Altbayern seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit seiner Akademie- und Aufklärungsbewegung ansehnliche Reformerfolge erzielt hatte, deren Leistungen den Vergleich mit der norddeutschen Aufklärung nicht zu scheuen brauchten. Thiersch erschien mit der bewußtlosen Arroganz des Kulturbringers in einer zurückgebliebenen Provinz. Noch 1814 empfand er sich als "Heidenbekehrer", dem es aufgegeben sei, "das gleich seinem Boden etwas verhärtete und durch seine Schicksale verstockte Land der Bayern" dem norddeutschen Zivilisationsniveau anzugleichen.2) Sein Urteil über Bayern stand schon längst fest, bevor er es noch gesehen hatte. Der Augenschein war gar nicht nötig, hatte man doch gelesen, etwa in Friedrich Nicolais berühmt-bissiger "Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz, im Jahre 1781", was das eigene Vorurteil glänzend bestätigte, oder bekam es von durchreisenden Landsleuten wiederholt:
2. "Meuterey" oder Anmaßung? Ein scheinbar belangloser Fall
Wie reagiert nun Thiersch, als er mit dieser Taktik, sich Kompetenzen anzumaßen und vollendete Tatsachen zu schaffen, keinen Erfolg hat? Da Angriff die beste Verteidigung ist, beschwert er sich am 1. Juni 1810 bei der vorgesetzten Behörde (Dokument 1). Außerdem zeigt er den Fall zum Erstaunen aller beim Münchner Stadtgericht an, weil er dort einen "Prozeß gegen die Pasquillanten" laufen hat und unter den Schülern "ähnliche Gesinnungen" mutmaßt.10) Unter Verdrehung der Tatsachen entwickelt er eine Verschwörungstheorie und macht sich anheischig, das "ganze Gewebe der geheimen Machinationen und des bösen Willens" zu enttarnen. Er beschuldigt die Schüler der "Widerspenstigkeit, Arbeitsscheu, Indiscretion und Undank", spricht von "terroristischen Maasregeln" des Schulleiters und vorsätzlichen "Insinuationen" des Pedells, der seine Autorität bei den Schülern untergrabe und fordert zuletzt die Bestrafung der Schüler sowie "öffentliche Abbitte" und "gefängliche Haft" für den Pedell. Zudem beantragt er, ihm seine Zusatzstunden nicht bloß zu genehmigen, sondern "auch für künftige Fälle zu sanctionieren". Die Behörde legt nach Rücksprache mit dem Direktor Weiller (Dokument 4) und einem umständlichen Verhör von 25 Schülern und des Pedells einen Bericht vor (Dokument 5), aus dem hervorgeht, daß es nicht nur keinerlei "Aufstiftung" oder "Conspiration" gegen Thiersch gegeben hat; man findet das Aufbegehren der Schüler sogar "ganz natürlich" und "bemerkenswert", daß "gerade die besseren, fleißigeren Schüler" "am meisten unzufrieden" gewesen sind. Der Leiter der Untersuchungskommission, Oberstudienrat Hobmann, wird sogar noch ironisch und schlägt vor, Thiersch solle die Schlußverse des Gedichts "Griechheit" von Schiller auf sich beziehen; Schillers Gedicht warnt vor Übertreibung und Übereifer:
Mit einem solchen Bescheid kann sich Thiersch jedoch nicht abfinden. Am 2. September 1810 verfaßt er eine erneute Beschwerde, um "den Gegenstand noch einmal zur Sprache zu bringen" (Dokument 6). In weinerlichem Tonfall lamentiert er über die "unverdiente Herabwürdigung" seiner Person und die erlittenen "Kränkungen". Daß er "widerrechtlich Zwangsstunden eingeführt" hat, gibt er mittlerweile zu; doch rechtfertigt er diese als "uneigennützig" und mit einem Seitenhieb gegen seine Kollegen: "Manchem ist es unbegreiflich, daß jemand sein Amt mehr lieben kann, als die ihm gesetzlich zukommende Muße." Übrigens sei sein Umgang mit den Schülern "nie in Mißhandlung" übergegangen; nur gelegentlich habe er den einen oder andern zur Strafe "niederknien" lassen. Verräterisch schief verläuft auch seine Verteidigung, er überfordere die Schüler: gerade an ihren "Stößen von Privatarbeiten" sei die "vorherrschende[!] Liebe für das griechische Studium" abzulesen. Diese "Privatarbeiten", so hat sich herausgestellt, waren niemals freiwillige, sondern immer verpflichtende zusätzliche Hausaufgaben und "durch Furcht erzwungen", im Umfang von täglich bis zu 140 Homer-Versen, die zu erklären oder zu lernen waren.
Unter dieser Oberfläche eines schulinternen
Streits, der auch die Unterschiede in den Erziehungsmethoden zwischen dem
altbayerischen Gymnasium und der von Thiersch zum Vorbild erhobenen sächsischen
Fürstenschule beleuchtet, geht es um weit mehr. Thierschs Vorwürfe
gegen Weiller zielen nicht so sehr auf dessen Funktion als Schulleiter,
sondern auf dessen Standort innerhalb der schulpolitischen Diskussion.
Weiller hatte dies in seinen Entgegnungen natürlich erkannt (Dokument
2 und 4). So wird der in den Zeitschriften ausgefochtene Streit zwischen
der altbayrischen Aufklärerposition Weillers und dem Neuhumanismus
Thierschs von diesem in den Schulfall hineingezogen. In der "Allgemeinen
Oberdeutschen Literaturzeitung", dem süddeutschen Pendant zur berühmten
"Jenaer Allgemeinen Literaturzeitung", hatte Thiersch 1809 anonym Weiller
heftig angegriffen, weil Weiller dort in seinem pflichtgemäßen
Jahresbericht auch Kritik an der Schulreform des Thiersch-Freundes Niethammer
geäußert hatte. Thiersch gesteht nun seine Verfasserschaft ein,
bestreitet aber, "daß ich, nebst andern, Urtheile über die Baiern
gefällt, welche nur von Dünkel, Lieblosigkeit und niedriger Gesinnung
können eingegeben worden sein". Pikanterweise sitzt in Thierschs Klasse
- er wird nicht von ungefähr als erster der Schüler verhört
- Karl Maria von Aretin, der Sohn von Thierschs heftigem Widersacher, Johann
Christoph von Aretin, der durch bissige Schriften den Nordlichtern den
Kampf angesagt hatte. In seinem soeben erschienen Pamphlet "Die Plane Napoleon's
und seiner Gegner in Deutschland und Oesterreich" hatte Aretin die protestantischen
Fremdlinge als Napoleongegner und damit als Verräter an den bayerischen
Interessen beschimpft. Thiersch bezog 1810 mit seiner Abhandlung "Betrachtungen
über die angenommenen Unterschiede zwischen Nord- und Süddeutschland"
dagegen Position. Sein Versuch, den Schulkonflikt zu einem Politikum zu
erheben, scheiterte diesmal, da, so der lakonische Kommentar Zentners,
Thierschs Beschwerde "zum Theil auf unrichtigen Angaben beruht". Die Sache
schien abgeschlossen, Thierschs Anmaßung zurückgewiesen.
3. Das wahre Gesicht des "Praeceptor Bavariae"
Diesmal hatte Thiersch also keinen Erfolg. Erst nach dem Sturz Montgelas', an dem der Thronfolger Ludwig kräftig mitgewirkt hatte, und mit dessen Thronbesteigung 1825 war der Weg frei für Thiersch und die philhellenische und antifranzösische Partei. Noch im Jahr dieses Systemwechsels wurde Thiersch mit der Umgestaltung des höheren Schulwesens in Bayern beauftragt. Die Zeit schien für eine Rückwärtswendung, die sich als Reform ausgab, günstig. Metternichs Restauration hatte seit 1815 die aufklärerischen Errungenschaften als revolutionär ausgemerzt. Andererseits konnte sich in Bayern eine romantisch-dynastische Spielart des Patriotismus erhalten. Einer ihrer Anhänger war Ludwig I. Ludwigs Begriff einer 'teutschen' Nation meinte weder die Wiedergeburt des Alten Reiches noch einen Nationalstaat, der die Partikularstaaten aufheben würde, wie es die Liberalen forderten. Mit seiner Walhalla bei Regensburg demonstrierte Ludwig diese Konzeption Teutschlands: dynastisch (Fürsten und Militärs verkörperten die Nation), kämpferisch katholisch (Luthers Büste durfte unter den großen Deutschen nicht aufgestellt werden) und antik verkleidet (das deutsche Pantheon als griechischer Tempel).
Innerhalb dieses rückwärtsgewandten Patriotismus stellte Ludwigs Philhellenismus eine der tragenden Säulen dar.12) Thierschs Einfluß darauf war groß. Parallel zu Ludwigs politischem Hellenismus entwarf Thiersch sein eigenes Bildungskonzept. In seinem dreibändigen Werk "Ueber gelehrte Schulen", zwischen 1826 und 1831 erschienen, formulierte er die Grundlagen des von ihm verfaßten Lehrplans von 1829, der den Gymnasialunterricht so gut wie vollständig auf das Erlernen der alten Sprachen reduzierte. Während freilich Wilhelm von Humboldt mit der Orientierung an der Antike die deutsche Klassik philosophisch-philologisch fundierte, schnitt Thiersch die griechische Literatur auf die Bedürfnisse seines romantischen Patriotismus zurecht, so daß ihm im Gefolge seiner Turnvater-Jahn-Begeisterung sogar Pindar zum "großen griechischen Turnsänger" geriet.13) Selbst seine Vorstellungen von Gegenwartsliteratur zielten auf einen formalen Klassizismus ab. Der Vorwurf, der Griechischlehrer Thiersch "beschäftigte sich zu sehr mit Grammatikal-Bildung auf Kosten der seiner Klasse eigenthümlichen humanistischen", erscheint auch unter dieser Perspektive einleuchtend. So verfaßte Thiersch selbst schauerliche "Sicilianische Sonette" nach dem Vorbild des mit ihm befreundeten August von Platen und dem ebenfalls mit ihm befreundeten österreichischen Dichters Pyrker (den man heute mit recht nicht mehr kennt). Sein inhaltsleeres Festspiel "Das Fest im Gebirge", ein "lyrisches Drama" von 1826, stülpte der deutschen Sprache das Korsett eines angeblich klassischen Versgewandes über. Tatsächlich war es nicht bloß formal epigonal und anachronistisch, sondern hatte nur die Funktion, sich beim König einzuschmeicheln ("zur Feyer der Thronbesteigung seiner Majestät") und für die eigene Hellenomanie zu werben ("zum Besten der Griechen"). Die Gegenleistung für solche staats- und dynastiehuldigenden Aktivitäten blieb nicht aus. Seit 1811 durfte Thiersch die Töchter des Königs unterrichten und seine Vorstellungen von wahrem Griechentum ins Herrscherhaus tragen, als Mitglied der Akademie der Wissenschaften (seit 1814) erhielt er Muße und Forum jenseits des seiner unwürdigen Schulsystems. Die keineswegs glückliche Idee, das vom christlichen Abendland befreite Griechenland durch den bayerischen Prinzen Otto als griechischem König regieren zu lassen, stammt vermutlich von Thiersch.
Unser kleiner hauseigener Fall zeigt sich, so in den Rahmen größerer politischer und kultureller Interessen eingespannt, als symptomatisch und höchst lehrreich. Er läßt schon erahnen, daß Thierschs steiler Weg nach oben bis zum gefeierten Ahnherrn bayerischer Schulphilologie nicht auf pädagogischer Qualifikation, sondern auf politischer Protektion beruht. Sein ausgeprägtes Selbstwertgefühl hat nicht wenig dazu beigetragen. Dem seine Anzeige untersuchenden Hobmann unterbreitete Thiersch einen Lebenslauf (Dokument 3), dessen hoher Ton in Selbstanpreisung und rhetorischer Stilisierung keinen Zweifel am Wahrheitsgehalt aufkommen ließ. Dabei lebte das Schreiben aus den literarischen Traditionen autobiographischen Bekennens zwischen der pietistischen Lebensgeschichte eines Jung-Stillung und der Idealvita des humanistischen Gelehrten. Sogar den Schritt von der Theologie als brotloser Kunst - die Geschichte unglücklicher Hofmeister liefert ja das soziologische Unterfutter der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts - zum Brotberuf des Philologen im Staatsdienst hatte Thiersch schon getan. Mehr noch: Er verbreitete die Ideologie humanistischer Erziehung als universaler Bildung, daß nämlich gerade der, der sich "von der praktischen Wirklichkeit entfernt" bilde, zu Höherem als zu bloßer Wissenschaft berufen sei. So postulierte er auch seine Erziehungsziele als bloß instrumentale, die "dann der Staat für seine Zwecke in Anspruch nimmt":
Was wir von Thiersch tatsächlich gehaltenem Unterricht wissen, ist wenig, aber es ist aussagekräftig genug, so z. B. daß er die Schüler "zu leidenschaftl. und oft auf nur unwürdige Art" behandelt hat: "Im Zorne vergaß Er sich manchmal so sehr, daß Er selbst nach dem Ohr der Schüler greife". Weiller übertreibt vermutlich nicht, was man daran erkennen kann, daß Thiersch sich selbst dieser Methode rühmt. Wer genau liest, kann in einem Bericht Thierschs über seine erste Lehrerstelle in Göttingen die bekannten Mechanismen entdecken: die angebliche Unfähigkeit seiner Vorgänger, die rabiate Art des Umgangs mit den Schülern, der hohe Ton bei der Selbstbeweihräucherung und, im Falle von Widerstand, die Drohung mit dem Weggang:
An der Legende vom Forscher und Lehrer, der sogar
mit seinem Leben für seine klassischen Ideale einzustehen bereit war,
strickte Thiersch unablässig weiter. Die patriotische Begeisterung
der Befreiungskriege sah auch Friedrich Thiersch an vorderster Front. Als
Mitvierziger meldete er sich freiwillig, "der Sache des Vaterlandes unter
Aufopferung meiner Ruhe und Darbietung meines Lebens willig zu dienen",
freilich ergänzt durch die Bitte, "daß E. K. Majestät mir
für den Fall meiner Abwesenheit meinen ganzen Dienstgehalt allergnädigst
belassen wollen"19)
. Mehr als Turn- und Marschierübungen mit einer Gruppe Studenten auf
dem Marsfeld gab es nicht, dennoch hatte sich Thiersch wieder einmal der
Obrigkeit positiv in Erinnerung gebracht. Noch weiter ging freilich Thierschs
Freund Niethammer, der seinen dreizehnjährigen[!] Sohn einen "Aufruf
zur Vertheidigung des Vaterlandes" unterzeichnen ließ.20)
Anmerkungen:
1) Vgl. Hubert Vogel: Friedrich und Amalie v. Thiersch. Eine Bildungsbürgerfamilie in München. Vorfahren und Nachfahren. Im Selbstverlag des Verfassers. München 1984.
2) Brief an Lange vom 8. März 1814, in: Heinrich W. J. Thiersch (Hrsg.): Friedrich Thiersch's Leben. 2 Bände. Leipzig und Heidelberg 1866. S. 112
3) Brief an Thiersch vom 8. Juni 1808, in: ebd. S. 54
4) Vgl. Jahresbericht 1990/91 S. 109ff: "Würmer, Frösche und anderes Geschmeiß". Wie der Kampf zwischen Bayern und Preußen ausgerechnet am Wilhelmsgymnasium getobt hat
5) Brief Thierschs an Niethammer vom 24. Januar 1809, zit. nach: Hans Loewe [= Urenkel Thierschs!]: Die Entwicklung des Schulkampfs in Bayern bis zum vollständigen Sieg des Neuhumanismus. Berlin 1917 (=Monumenta Germaniae Paedagogica 1917 Beiheft II). S. 67
6) So sein Sohn Heinrich W. J. Thiersch in seiner Biographie S. IV (wie Anm. 2)
7) Von Thiersch noch 1858 angeblich selbst so erzählt, beglaubigt von seinem Schüler Ludwig Döderlein, überliefert von seinem Sohn und Biographen, ebd. S. 71
8) Daß das alles ein wenig zu glatt aussieht, ist schon früher aufgefallen, vgl. Paul Joachimsen: Aus der Vergangenheit des Münchener Wilhelmsgymnasiums. Zur dreihundertfünfzigsten Wiederkehr des Gründungsjahres. München 1909. (=Programm des Kgl. Wilhelmsgymnasiums für das Schuljahr 1908/09) S. 37
9) Alle im Text nicht nachgewiesenen Zitate entstammen, soweit nicht im dokumentarischen Anhang abgedruckt, den Aktenstücken im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München (MInn 23639)
10) Thierschs Vorpreschen, den Protest seiner Schüler mit den gegen ihn kursierenden politischen Flugblättern und Pasquillen in einen Topf zu werfen und eine "Erziehungssache zu einer Rechts-Sache" zu machen, ist nicht nur "Ein Faktum, das in unserer Schulgeschichte - so ziemlich einzig ist und - hoffentlich - auch bleiben wird" (so Weiller); Thierschs Versuch, eine "bürgerliche Conspiration" gegen sich aufzubauen, zeigt auch seine "weitergreifenen Absichten", den Fall zu einem Grundsatzkonflikt hochzuschaukeln.
11) Zit. nach: Schillers Werke. Band 2. Berlin und Darmstadt 1955. S. 157f
12) Vgl. Rolf Selbmann: Ludwig I., in: Walther Killy Literatur Lexikon Band 7. Gütersloh und München 1990. S. 371
13) Zit. nach A. Baumeister: Friedrich Thiersch, in: ADB Band 38, S. 12
14) z. B. "Grundlinien eines auf die Natur des jungen Menschen bedachten Schulpla ns" (1799), "Über das menschliche Wahrnehmungsvermögen" (1814), "Tugend die höchste Kunst - Eine Erörterung aus den Gebieten der Moralphilosophie und der höhern Psychologie" (1816), "Über das Wesen der Phantasie" (1816) usw.
15) Brief Thierschs an seinen Kollegen Lange vom 29. November 1807, zit. nach: Friedrich Thiersch's Leben ( wie Anm. 2) S. 51f.
16) Zit. nach: Paul Joachimsen: Aus der Vergangenheit des Münchener Wilhelmsgymnasiums (vgl. Anm. 8). S. 38
17) Zit. nach: Wolfgang Brunbauer: Bayerische Skandalchronik. Polizei und Kriminalität im München des frühen 19. Jahrhunderts. Rosenheim 1984. S. 174
18) Noch die allerjüngste Zusammenfassung (Wilhelm Füßl: Friedrich Thiersch, in: Walther Killy Literatur Lexikon Band 11. Gütersloh und München 1991. S. 331f) übernimmt dies ungeprüft, obwohl doch schon längst nachgewiesen ist, daß es sich um die Aktion eines eifersüchtigen Liebhabers gehandelt hat, vgl. Brunbauer (wie Anm. 17) S. 151ff
19) Bittgesuch Thierschs an den König vom 13. Dezember 1813, zit. nach Michael Doeberl: Denkmäler nationaler Gesinnung in München, in: Bayern 1813. Vaterländisches Gedenkbuch 1913. S. 57f
20) Zit. nach ebd.;
vgl. auch: Wolfgang Brunbauer: Bayerische Skandalchronik (wie Anm. 17),
S. 191
BayHStA MInn 23639 Geheime Raths Akten: Gegenseitige
Beschwerde des Schuldirektor Weiller und des Professor Thiersch [Abdruck
in Auswahl]
Dokument 1: Beschwerde Thierschs vom 1.Juni 1810
Dokument 2: Klage Weillers über das Verhalten des Professors Tiersch vo, 1.Juni 1810
Dokument 3: Schreiben
Thierschs an den Leiter der Untersuchung, Oberstudienrat Hobmann, vom 8.Juni
1810 als "Beylage zum
Protokolle in Sachen gegen die Schüler u.den Direktor Weiller
Dokument 4: Schreiben Weillers an den König vom 11.Juni 1810
Dokument 5: Abschlußbericht desUntersuchungskommissars Hobmann vom 30.Juli 1810
Dokument 6: Schreiben
Thierschs an den König vom 2.September 1810
Weitere Dokumente:
Dokument 7: Untersuchungsauftrag an Oberstudienrat Hobmann vom 3.Jini 1810
Dokument 8: Anfrage des Min.d.Inn. neim Justizministerium vom 3.Juni 1810
Dokument 9: Stellungnahme des Stadtgerichts München (zu 8) vom 13.Juni 1810
Dokument 10: Untersuchungsprotokoll Hobmann, Teil 1 (Weiller) vom 5.6.18100
Dokument 11: Untersuchungsprotokoll Hobmann, Teil 2 (Theirsch) vom 8.Juni 1810
Dokument 12: Untersuchungsprotokoll Hobmann, Teil 3 (Schüler) vom 8.-21.Juni 1810
Dokument 13: Untersuchungsprotokoll Hobmann, Teil 4 (Pedell Thürmer) vom 22.Juni 1810
Dokument 14: Bitte Weillers um rasche Erledigung vom 30.Juli 1810
Dokument 15: Stellungsnahme v.Zentner vom 11.August 1810
Dokument 16: Antrag auf Allerhöchste Entschließung durch v.Zentner vom 11.August 1810
Dokument 17: Allerhöchste Entschließung vom 11.August 1810
Dokument 18: Abschrift an das Rektorat (Kurzmitteilung) vom 26.August 1810
Dokument 19: Mitteilung an das Min.d.Inn
über die Ausführung der A.H.Entschließung vom 26.August
1810